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BGM Hannes Eder

Bürgermeister Wildschönau
 

Seit einem Jahr ist die Wildschönau, ein Tal mit 5000 Einwohnern und in der Wintersaison mit zusätzlich noch doppelt so vielen Gästen, ohne eigenen Hausarzt. Trotz mehrerer Ausschreibungen der Ärztekammer Tirol ist es bis jetzt noch nicht gelungen, die offenen Kassenstellen wieder zu besetzen. Aus den Erfahrungen der Gemeinde Wildschönau gibt es einige Gründe, die die Besetzung der Kassenstellen in der Wildschönau erschweren. Bei einigen Punkten hat sich in den letzten Wochen und Monaten auch schon etwas getan. Das sollte die Besetzung der Stellen wieder erleichtern.

1) Hemmschuh ganzjähriger Dienst am Wochenende und an Feiertagen * Die Vergabe der Kassenstellen ist mit der Auflage der Teilnahme am hausärztlichen Bereitschaftsdienst verbunden, ein massives Handicap, da die Wildschönau als Dienstsprengel allein dasteht. Fakt ist, dass seit einem Jahr bei uns kein Kassenarzt ordiniert und es daher auch keine Wochenend- und Feiertagsbereitschaft gibt. Aufgrund des in den letzten Jahren hervorragend ausgebauten Notarztsystems ist dieser Bereitschaftsdienst der Hausärzte unserer Meinung nach auch nicht mehr notwendig. Es stimmt uns positiv, dass vonseiten der Gebietskrankenkasse und Ärztekammer Signale kommen, dass für diesen Punkt eine verträgliche Lösung für Ärzte gefunden werden kann.

2) Tarife und finanzielle Abgeltung für Hausärzte/Landärzte * Was für die Besetzung der leistungsfordernden Landarztstellen als erschwerend erachtet wird, ist die Staffelung der Leistungsabgeltung. Es ist erfreulich, dass diese Staffelung im heurigen Jahr angehoben wurde.

3) Hausapotheke als Anreiz für Landarztpraxen * Das Führen einer Hausapotheke bietet natürlich einen Anreiz, eine periphere Landarztpraxis zu übernehmen. Mit den aktuellen Änderungen im Nationalrat ist hier eine Verbesserung erreicht worden und auch in der Wildschönau wieder eine Kassenstelle mit Hausapotheke möglich.

4) Flexible Lösungen nach Einzelbedarf kaum möglich * Das System eines Gesamtvertrages der Ärztekammer, die stellvertretend für alle Kassenärzte mit der Gebietskrankenkasse verhandelt, hat Vorteile. Der Nachteil ist, dass spezifische Einzellösungen kaum machbar sind. Die Voraussetzungen sind überall anders, der Gesamtvertrag muss über das gesamte Land für alle gleich gelten. Hier ist unser Appell an die Vertragspartner, auch spezifische Lösungen für Einzelfälle zuzulassen. In der Gesamtschau der Schwierigkeiten, Landarztpraxen besonders in entlegenen Gebieten zu besetzen, ist die Politik gefordert, die Wertschätzung für die hausärztliche Tätigkeit durch eine Verbesserung des Arbeitsumfeldes zu bekunden und ein Anreizsystem für die Kassenärzte in diesen Regionen zu schaffen. Auch die Gemeinde wird, genauso wie alle anderen zuständigen Ebenen, ihren Beitrag dazu leisten. Durch die bereits erwähnten Verbesserungen ist die Wildschönau inzwischen wieder ein interessanter Standort für Hausärzte geworden, und wir sind zuversichtlich, dass wir in naher Zukunft auch wieder Allgemeinmediziner für unser Tal gewinnen können.